Flaschengarten anlegen: Pflanzen im Glas - [SCHÖNER WOHNEN]

2022-09-23 17:01:35 By : Ms. xie yun

Ein Flaschengarten ist der wahrgewordene Traum vom immergrünen Garten. Denn: Weil er autark funktioniert, benötigt er keine Pflege. In der Regel besteht ein Flaschengarten aus einem Glasbehälter mit Substrat, Pflanzen, Mikroorganismen, Wasser und Luft. Ähnlich wie in einem Gewächshaus stellt sich dort binnen kurzer Zeit aufgrund von Sonnenlicht und -wärme sowie Wasser ein tropisches, feucht-warmes Klima ein. Der geschlossene Kreislauf sorgt dafür, dass sich das Mini-Biotop im Glasbehälter selbst reguliert und so nicht regelmäßig gegossen werden muss. Es gibt sowohl Flaschengärten mit offenen Glasbehältern als auch komplett luftdicht verschlossene Pflanzen im Glas, beispielsweise in Weinballons. Letztere bezeichnet man unter Experten als Hermetosphären – der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort "hermetice" (verschlossen) und dem griechischen Wort "sphaira" (Hülle) ab.

Obwohl es den Anschein macht, dass Flaschengärten erst in den letzten Jahren in Mode gekommen sind, ist die Idee dahinter nicht neu. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte der englische Arzt Nathaniel Bargshaw Ward den ersten Prototypen ("Wardschen Kasten"). Gegen Ende der 1830er-Jahre wurden Flaschengärten bekannt, da sie sich sehr gut für den Transport von Pflanzen auf längeren botanischen Entdeckungsreisen eigneten.

Durch das Zusammenspiel von äußeren Faktoren (Sonnenlicht) und inneren Faktoren (Wasser, Wärme) entwickeln sich Gase und Nährstoffe im Glas, die das Mini-Ökosystem am Leben halten. Zu Anfang wird einmalig Wasser eingefüllt, welches immer wieder über die Blätter der Pflanzen verdunstet und sich an den Glaswänden niederschlägt. Wenn das Wasser am Glasgefäß kondensiert, rinnt es zurück in die Erde und wird erneut von den Pflanzen aufgenommen – der perfekte Wasserkreislauf. Dazu produzieren die Pflanzen nachts Kohlendioxid und filtern es tagsüber bei der Fotosynthese wieder aus der Luft, um es wiederum in Sauerstoff umzuwandeln – so entsteht zusätzlich ein geschlossener Gaskreislauf.

Das geeignete Gefäß für einen Flaschengarten kann sowohl ein bauchiges Einmachglas als auch ein sogenanntes "Ballonglas" oder ein Weinballon sein – am besten eignen sich jedoch Glasbehälter, die sich  luftdicht verschließen lassen. Je nach gewünschtem Umfang sollte das Glasgefäß ausreichend groß sein – ein Mindestvolumen von zwei Litern hat sich bewährt. Tipp: Um mögliche Schimmelsporen oder Keime abzutöten, sollten Sie die Flasche vorab gründlich reinigen.

Damit Sie lange Freude an Ihren Pflanzen im Glas haben, sollten Sie sie passend zu den tropischen Klimabedingungen im Flaschengarten auswählen. Hierfür eignen sich vorwiegend exotische Pflanzen, die dort wie in ihrer natürlichen Umgebung gedeihen können: Sie schätzen eine nährstoffarme Erde und wachsen im Idealfall eher langsam. Auch Moos sollte in Ihrem Biotop nicht fehlen, da es den Wasserhaushalt in Ihrem Flaschengarten reguliert. Moose können Sie später direkt auf den Boden oder Steinen platzieren.

Da die Pflanzen im Glas nur eingeschränkt Platz zum Wachsen haben, eignen sich auch Bodendecker sehr gut. Hier kommt eine Auswahl der besten Pflanzen für Ihr feucht-warmes Ökosystem:

Tipp: Achten Sie beim Kauf auf gesunde, kräftige Pflanzen ohne Schädlingsbefall.

Die gewählten Pflanzen sollten in ihrer Größe zum Glas passen, im Idealfall sind noch bis zu 20 Prozent der Höhe des Glases nach dem Einsetzen der Pflanzen zum Wachsen frei. Eine gute Möglichkeit, um auch sehr kleine Gläser zu bepflanzen, bieten Stecklinge, die Sie einfach in den Flaschengarten setzen. Schneiden Sie hierfür einen Trieb ab und entfernen Sie das unterste Blattpaar. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit bilden sie schnell Wurzeln. Bei ganzen Pflanzen kann es sinnvoll sein, diese auf die Hälfte herunter zu kürzen. So wurzeln sie schneller im Boden und Sie müssen die Bodenschicht nicht zu hoch schichten.

Wenn Sie lieber wärmeliebende Pflanzen für Ihren Flaschengarten nutzen möchten, sind Kakteen und Sukkulenten erste Wahl. Aber Achtung: Durch ihre anderen Standortansprüche mögen beide Pflanzenarten keine allzu hohe Luftfeuchtigkeit. Das können Sie am einfachsten gewährleisten, indem Sie einen unverschlossenen Flaschengarten verwenden, zum Beispiel in einem Bonbonglas ohne Deckel. Denken Sie daran, dass Sie bei offenen Flaschengärten auch regelmäßig gießen müssen – denn nur in geschlossener Form kann ein eigenes Ökosystem entstehen. Eine Drainageschicht im Glas ist deshalb besonders wichtig, um eventuelle Staunässe zu vermeiden.

Bewässern – versickern – verdunsten – kondensieren: Damit der Wasserkreislauf im Flaschengarten reibungslos ablaufen kann, ist eine Drainage sinnvoll. So hat Staunässe keine Chance. Lavasplitt ist langlebig und aufgrund seiner porösen Beschaffenheit ideal. Er sollte der Hauptbestandteil der Drainage sein und mindestens 50 Prozent des Bodenmaterials ausmachen. Auch Basaltsplitt ist ein geeignetes Material. Zusätzlich können Splitte, Kies oder Sand zur Dekoration am Flaschenrand verwendet werden. Größere Steine mittig im Glas sind ideal zum Modellieren einer "felsigen" Flaschengartenlandschaft.

Viele Anleitungen für Flaschengärten im Internet arbeiten auch mit einer Schicht Erde für das obere Drittel des Bodens, jedoch kann diese schnell anfangen zu schimmeln – außerdem ist ein Substrat aus Lavastein und Splitt deutlich langlebiger. Der Verzicht auf Blumen- oder Gartenerde hat zudem den Vorteil, dass Ihren Pflanzen im Glas weniger Nährstoffe zur Verfügung stehen und sie so langsamer wachsen.

Die Vorbereitung Zunächst sollten Sie sich alle Materialien zurechtlegen und Splitte sowie Steinbruch ordentlich mit kalkfreiem Wasser von Staub und Schmutz befreien. Entfernen Sie den Großteil der Erde aus den Wurzeln der Pflanzen und kürzen Sie diese falls notwendig. Säubern Sie das Glasgefäß gründlich mit kochend heißem Wasser, um Keime und Schimmelsporen abzutöten. Trocknen Sie das Glas anschließend gut ab.

Bodenschichten einfügen Beginnen Sie mit dem Schichten des Bodens, dieser sollte maximal 20 Prozent der Höhe des Gefäßes ausmachen. Generell gilt: Je weniger Bodenschicht zur Verfügung steht, desto kleiner bleiben die eingesetzten Pflanzen. Mithilfe eines Trichters und eines Kaffeelöffels können Sie Splitt und Kies sauber einfüllen und am Glasrand verteilen. Füllen Sie zunächst Lavasplitt ein, bis er den Flaschenboden komplett bedeckt. Nutzen Sie bestimmte Bodenmaterialien wie Sand aus optischen Gründen, sollten Sie diese nur direkt am Glasrand verwenden, um eine Abdichtung des Bodens und Staunässe zu vermeiden.

Pflanzen im Glas positionieren Als Erstes setzen Sie ein Stück Moos ins Glas und einen größeren Stein an den Rand. Positionieren Sie nun die Pflanzen in der Kuhle in der Mitte vom Glas und verteilen Sie etwas Lavasplitt um sie herum. Stecklinge platzieren Sie so im Glas, dass sie sich an Moos oder Steinen anlehnen können. Anschließend können Sie mit weiteren Steinen und Moosstücken die Flaschengarten-Landschaft dekorieren.

Flaschengarten gießen und verschließen Vor dem Verschließen sollten Sie nochmals den Wasserbedarf im Glas prüfen. Wenn Sie Steine, Splitt und Kies direkt vor dem Einfüllen abgespült haben, reicht das Wasser oft schon aus und Sie müssen keines hinzufügen. Als Faustregel gilt: Geben Sie nur so viel Wasser hinzu, dass es von der Lavasteinschicht vollständig aufgenommen wird, ohne dass Feuchtigkeit im Gefäß stehen bleibt. Anschließend können Sie das Glas verschließen.

Die ersten Tage nach dem Anlegen des Flaschengartens Beobachten Sie das Gefäß in den folgenden Tagen und passen Sie ggf. den Wassergehalt im Glas an. Die Glaswände sind ein erster Indikator für den Wasserhaushalt im Flaschengarten: Wenn das Glas durchgängig beschlagen ist, besteht zu viel Feuchtigkeit im Flaschengarten. Öffnen Sie ihn für ein paar Stunden, um das überschüssige Wasser entweichen zu lassen. Ist das Glas dagegen permanent trocken, ist noch nicht genügend Wasser vorhanden und es sollte nachgegossen werden. Der Idealzustand ist, wenn Ihr Glas morgens beschlägt und das Kondenswasser bis zum Nachmittag größtenteils abnimmt.

Je kleiner die Öffnung der Flasche und je dichter der Verschluss ist, desto seltener müssen Sie gießen. Beobachten Sie Ihren Flaschengarten und schauen Sie regelmäßig nach dem Zustand des Bodens, der Moose und dem Kondenswasser: Fängt das Moos an zu trocknen oder bildet sich nur noch sehr wenig Kondenswasser, ist es Zeit für eine Wasserzufuhr.

Damit Ihre Pflanzen bei der Fotosynthese im geschlossenen Gefäß ausreichend Sauerstoff produzieren können, ist es wichtig, dass sie tagsüber genügend Licht bekommen. Eine direkte Sonneneinstrahlung sollten Sie jedoch vermeiden, denn dadurch erhitzt sich das Glas zu stark und die Blätter der Pflanzen können verbrennen. Ideal ist deshalb ein Nordfenster oder ein heller Standort mit ausreichend Abstand zum Fenster mit Sonneneinstrahlung. Auch ein offenes Regal kann hierfür geeignet sein. Tipp: Wachsen Ihre Pflanzen sehr dünn und schnell, stehen sie zu dunkel.

Das Schöne am Flaschengarten ist, dass er nicht viel Pflege benötigt. Wenn Sie den richtigen Standort für Ihr Mini-Terrarium gefunden haben und den Wasserhaushalt im Auge behalten, haben Sie bereits einen Großteil der Gartenarbeit abgehakt. Mit der Zeit wachsen die Pflanzen und dann kann es notwendig werden, bestimmte Pflanzenteile zu kürzen. Hierbei fällt je Pflanze der Aufwand unterschiedlich aus. Bonsai-Bäume zum Beispiel können etwas pflegeintensiver sein.

Was tun, wenn meine Pflanze Blätter verliert? In der Anfangsphase ist es normal, wenn Ihre Pflanzen ein paar Blätter verlieren. Sie brauchen etwas Zeit, um sich an die neuen Begebenheiten und den Standort anzupassen. Bildet die Pflanze neue Blätter, ist kein Eingriff notwendig. Es wird auch immer wieder im Verlauf vorkommen, dass Pflanzen Blätter abwerfen und neue austreiben – das ist der Kreislauf der Natur. Sollten Sie jedoch den Eindruck haben, dass die Pflanze permanent Blätter verliert, kränklich und schlaff wirkt, dann sollten Sie sie im Auge behalten und ggf. entfernen.

Müssen abgestorbene Blätter aus dem Glasgefäß entfernt werden? In der Anfangsphase sollten Sie abgestorbene Blätter aufsammeln, um die im Glas enthaltenen Mikroorganismen nicht zu überfordern. So beugen Sie anfangs auch Schimmelbildung vor. Abgestorbene Blätter, die nicht auf den Boden gefallen sind, sondern in den Kronen anderer Pflanzen hängen, können Sie auch herausnehmen. Jedoch sollten die im Flaschengarten enthaltenen Mikroorganismen mit der Zeit in der Lage sein, Pflanzenteile ohne Schimmel zu zersetzen. Auf diese Weise bleiben wichtige Nährstoffe im Glas enthalten.

Was tun, wenn sich Schimmel im Gefäß gebildet hat? Schimmel auf abgestorbenen oder beschädigten Pflanzenteilen sollten Sie entfernen. Falls sich Schimmel an Schnittstellen von Stämmen oder Zweigen bildet, können Sie diesen mit einem Pinsel abtragen. Wiederholen Sie diesen Vorgang in den kommenden Tagen. In der Regel verschwindet der Schimmel dann nach zwei bis drei Wochen.

Lust auf mehr? In diesem Video zeigen wir Ihnen hilfreiche Wohntipps:

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